Tyler trifft Kevin

Ihr habt sicher schon drauf gewartet, dass ich euch aus meinem bewegten Leben berichte. Von den Partys mit und ohne Sekt habe ich ja schon erzählt, da ging es immer um die Erwachsenen, die ich doch recht merkwürdig finde. Ich glaube, ich halte mich jetzt erst mal an meine Peer Group, also Kids in meinem Alter. So lernt man ja auch eine Menge: durch Tipps und Anregungen von Anderen, die in der gleichen Lage sind. Was soll ich sagen? Neulich rollerte ich mit meiner Mama durch den Park, sie setzt sich auf eine Parkbank und kommt mit einer anderen Mutter ins Gespräch. Manchmal denkt man wirklich, wir Kinder sind Objekte, wie Briefmarken, deren Wert verglichen wird. Wie viele Zähne hat Ihre Briefmarke, äh, Ihr Sohn denn schon? Keine, aber das macht mich doch nicht zu einem schlechten Menschen, oder? Na ja, Muttern war also am Schwadronieren, als der Sprössling der anderen Mutter aus dem Schlaf erwachte.

Kevin sagt

Hallo Kevin

Ich will mich ja nicht loben, aber ich höre eben oft, wie „niedlich“ ich bin. Der Knabe in dem Wagen sah wirklich nicht gut aus. Soll es ja auch bei Babys geben, sone und solche, und der ist eben ein solcher. Der hat echt eine Visage, so richtig verschlagen. Wir haben dann auf Babytalk angefangen zu kommunizieren. Er sei Kevin. Na ja, ich dachte, Kevin heißt man heute gar nicht mehr, das bringt Pech, oder ADS oder schlechte Schulnoten. Na, egal, er heißt also Kevin, ich habe schließlich auch so einen blöden englischen Namen..

Ich bin grundsätzlich ja ein höfliches Kind. Also habe ich mich mit dem seltsamen Kevin auch etwas länger unterhalten. Also mir jeden Kommentar zum Namen verkniffen, auch nichts zu seinem schiefen Gesicht gesagt. Alles also schön verlogen, wie ich das bei den Erwachsenen oft beobachte, ich lernfähiges Kind. Kevin fragte mich auch gleich ganz plump aus, Kevin Style, wo denn mein Vater wäre. Ich habe was von“ Multi Tasking“, „wichtiger Job“ gemurmelt, was geht es den an? Aber Kevin ist nicht nur fies, der hört auch die Flöhe husten. Er meinte dann, „Wenn der Papa nicht mehr kommt, hat er dich auch nicht mehr lieb.“

Einfach so, das hatte der also aus meinem Ausflüchten in Sachen Papa knallhart heraus gehört.

Ich fürchte, das muss ich jetzt erst mal verdauen.

Tschüß, bis bald!

Euer Tyler
Euer Tyler